Comer See Allgemein
Geografische Daten
Das Gebiet des Comer Sees liegt vollständig in der Region der Lombardei, die Teil des EU-Mitgliedsstaates Italien ist.
Die größten und wichtigsten Städte bzw. Gemeinden am See sind Como mit ca. 85.000 Einwohnern, Lecco mit ca. 46.000 Einwohnern sowie die kleineren Städte Bellagio (3.100), Menaggio (3.300), Colico (7.600) und Chiavenna mit 7.400 Einwohnern.
Hinzu kommen zahlreiche kleinere Ortschaften entlang der Küste, die ihren historisch gewachsenen Charakter bis heute bewahrt haben. Von den zahlreichen Villen, die hier noch erhalten sind, stammen viele aus dem 15. Jahrhundert, als die Region durch die Seidenraupenzucht und die daraus entstandene Seidenindustrie zu Reichtum gelangte. Die Villen und ihre herrlichen Gärten mit romantischen Blumen und exotischen Pflanzen zogen in den vergangenen Jahrhunderten zahlreiche Berühmtheiten an, darunter Giuseppe Verdi, Udo Foscolo, Vincenzo Bellini sowie Napoleon und Winston Churchill. Auch Hollywood-Größen wie George Clooney haben sich hier eine Villa zugelegt.
Abseits der Ortschaften bietet der Comer See eine Reihe von Aussichtspunkten, die mit ihren Bergen und Hängen teilweise an norwegische Fjorde erinnern.
Der Comer See ist nach dem Gardasee und dem Lago Maggiore der drittgrößte See Italiens. Bei einer Länge von 51 km und einer Breite von bis zu 4,2 km hat er eine Gesamtfläche von rund 146 km². Mit einer Uferlänge von rund 170 km übertrifft er sogar die beiden anderen Seen. Das liegt an seiner charakteristischen Form in Form eines umgedrehten Y, die ihn in drei Seebecken unterteilt: den Colico im Norden, den Lecco im Südosten und den Comer See im Südwesten.
Klima
Das Klima am Comer See ist im Winter mild bis kalt und trocken, im Sommer sehr heiß sowie im Herbst und Frühjahr eher mild und sonnig. Auch wenn es im Spätfrühling in den höheren Lagen der Alpen noch sehr frostig ist, zeigt sich der Frühling in den tieferen Lagen des Comer Sees von seiner schönsten Seite. Gegen Ende des Frühlings beginnen auch die regenreichsten Monate des Jahres. Zwischen Mai und Juni sind bis zu 10 Regentage pro Monat möglich. In dieser Zeit herrschen frühlingshafte Temperaturen, die dann von Juni bis August auf durchschnittlich 26°C -28°C ansteigen. Die niedrigsten gemessenen Werte liegen bei angenehmen 14°C - 18°C.
Der Herbst gleicht dann wieder dem Frühling. Im Winter wird es dann etwas kälter, wobei die Temperaturen immer knapp über der Frostgrenze liegen und im Durchschnitt etwa 10°C erreichen.
Flora und Fauna
Die Flora in der Region des Comer Sees weist aufgrund seines feucht milden Klimas eine sehr vielfältige Vegetation auf, die sich je nach Höhenlage auf drei Vegetationszonen aufteilt.
Die erste ist das südliche Voralpengebiet, in dem vor allem Zypressen, Lorbeer und Olivenbäume gedeihen. In den mittleren Höhenlagen wachsen häufig Buchen, Lärchen und Fichten. Im Hochgebirge findet man Rhododendren, Wacholdersträucher sowie Weidengräser und Wildblumen. In der warmen Jahreszeit blühen und gedeihen auch Palmen, Kakteen, tropische Farne, Koniferen, Orangenbäume und Zedern.
Auch die Tierwelt ist hier zahl- und artenreich vertreten. Neben Hirsche, Rehe, Hasen und Füchse kann man mit etwas Glück auch Murmeltiere beobachten.
In den Gewässern findet man vor allem Flussbarsche, Hechte, Forellen und Aale.
Mit fast 200 verschiedenen Zug- und Standvogelarten sowie über 24 Wasservogelarten sind auch die Herrscher der Lüfte stark vertreten. Zu den bekanntesten zählen neben Silberreiher und Kormoran auch Haubentaucher, Stockente, Teichhuhn, Sumpfrohrsänger sowie das eher seltene Blaukehlchen oder der ebenso scheue Eisvogel.
Ein kurzer Blick in die Geschichte
Das Gebiet um den Comer See entstand während der Eiszeit aus einem Gletscher und war bereits in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt. Die frühe Besiedlung ist auf das milde Klima und den Fischreichtum zurückzuführen, die den damaligen Siedlern ideale Lebensbedingungen boten. Viel später errichteten die Römer hier ihre ersten Siedlungen und nutzten den Comer See als strategisch wichtigen Stützpunkt am Alpenrand, der sowohl der Verteidigung als auch der Verbindung zwischen dem Mittelmeerraum und den nördlichen Regionen Europas diente. Den Römern ist es zu verdanken, dass an den Ufern des Comer Sees heute noch Olivenbäume und Lorbeerbäume wachsen, die die römischen Besatzer aus ihrer Heimat mitbrachten und hier kultivierten. In den folgenden Jahrzehnten kam es immer wieder zu erbitterten Kämpfen. Sowohl die Kelten als auch die Räter und Gallier stritten mit den Römern um dieses schöne Fleckchen Erde, in dem schließlich die Römer die Oberhand behielten und es zu einer römischen Kolonie machten. Auch in den folgenden Jahrhunderten kam es immer wieder zu kriegerischen Auseinandersetzungen, so zum Beispiel im 11. Jahrhundert, als Como kurzzeitig unter die Herrschaft der Mailänder geriet. Erst dem Staufer Friedrich Barbarossa gelang es, Como wieder zu einer gewissen Stärke zu verhelfen, woraufhin die lombardischen Gemeinden zusammen mit Como 1183 im so genannten Konstanzer Frieden ihre Freiheit und Unabhängigkeit wiedererlangten. Zwischen 1335 und 1447 fiel Como erneut in die Hände der Mailänder Fürsten, denen es sich 1450 vollständig unterwarf. Knapp 70 Jahre später, 1521, fielen die Spanier in das Gebiet ein und machten es zu einem spanischen Protektorat. Ab 1714 belagerten die Österreicher das Gebiet, an denen sich selbst Napoleon mit seinen Franzosen versuchte. Erst der italienische Nationalheld Giuseppe Garibaldi führte die Lombardei endgültig in die Freiheit. Dabei kämpften die Lombarden sogar Seite an Seite mit den Mailändern, um die österreichische Fremdherrschaft zu beenden. Trotz aller Kriege entwickelte sich die Region zu einer Wirtschaftsmacht. Dies lag unter anderem an der Seidenherstellung, die hier seit dem 16. Jahrhundert betrieben wurde und den Kaufleuten zu beträchtlichem Wohlstand verhalf. Davon zeugen noch heute die vielen prächtigen Villen am Ufer des Comer Sees, die in dieser Zeit erbaut wurden.
Tourismus
Wie bereits erwähnt, hat der Comer See viele Prominente angezogen, die hier sogar ein Feriendomizil besitzen. Diese dienten schon oft als Filmkulisse, unter anderem wurden hier für Star Wars Episode II, Casino Royale oder Ocean 12 einige Filmszenen gedreht. Mit seinen Kurorten, Parks und Golfplätzen sowie dem Sacro Monte di Ossuccio, einem Wallfahrtsort der 2003 in die Liste der Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommen wurde, gibt es weitere beliebte touristische Anziehungspunkte. Für Touristen, die lieber die Alpenwelt erkunden, steht ein gut ausgebautes Wander- und Radwegenetz zur Verfügung. Im Norden und Westen befinden sich zudem wunderschöne Naturbadestrände, an denen man einfach mal die Seele baumeln lassen kann. Für das leibliche Wohl sorgen die zahlreiche Restaurants der Umgebung, die zum Teil auch regionale Spezialitäten anbieten. Für die Übernachtung stehen zahlreiche preiswerte bis luxuriöse Hotels, Ferienhäuser oder Ferienwohnungen zur Verfügung, von denen einige auch für eine langfristige Anmietung interessant sind.
Küche
Die lombardische Küche ist dank ihrer neun Provinzen sehr vielfältig und vor allem für ihre Zubereitungsart des langsamen Garens und der Verwendung von Butter statt Olivenöl bekannt.
Zu den beliebtesten Spezialitäten gehören Kalbshaxe, Kalbsschnitzel, verschiedene Suppen sowie Fisch aus den Seen der Lombardei. Als Beilage wird oft Risotto oder Polenta serviert. Polenta ist ein fester Brei aus Maisgrieß, der nicht nur in Norditalien, sondern auch in der Provence, Österreich, Spanien, der Schweiz, Rumänien und einigen Balkanländern als Beilage serviert wird. Natürlich können auch Pommes frites und Kartoffeln als Beilage bestellt werden.
Weitere Spezialitäten sind die vielen verschiedenen Pizza- und Pastagerichte. Einige von ihnen erinnern schon durch ihren Namen, wie z.B. „alla Milanese“, an ein Gericht aus der lombardischen Küche, deren Gerichte weit über Mailand hinaus bekannt sind.
Nicht weniger bekannt sind die Wurst- und Käsespezialitäten der Region. Fast 60 verschiedene Käsesorten werden hier hergestellt. Der Rabiola kommt ebenso aus der Region wie der kräftige Taleggio, der Grana Padano, der milde Bel Paese oder der cremige Mascarpone. Die bekannteste Käsesorte ist jedoch der Gorgonzola, der mit seinem intensiven und unverwechselbaren Geschmack nach der gleichnamigen Stadt benannt wurde.