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2.9.1. Gibraltar

Geografische Daten

Amtssprache:       Englisch
Staatsform:          Britisches Überseegebiet
Fläche:                  6,5 km²
Einwohnerzahl:      32.577 (2012)
Koordinaten:          36° 8´ 18" N, 5° 21´12" W

Allgemein

Gibraltar ist eine 6,5 m² große und bis zu 426 m hohe britische Halbinsel. Sie befindet sich zwischen Spanien und Marokko und ist aufgrund seiner strategischen Lage, als Überseeterritorium des Vereinigten Königreiches, schon seit über 300 Jahren ein Zankapfel zwischen Großbritannien und Spanien.
Bewohnt wird die Halbinsel von ca. 30000 Einwohnern, die zum Teil aus England, aber auch aus Spanien stammen.
Gerade diese Konstellation wie das spanische Wetter und das englische Flair machen Gibraltar so sehenswert. Und so bummelt man hier bei schönstem Sommerwetter durch eine britisch anmutende Kleinstadt, bei der zahlreiche Geschäfte zu einem zollfreien Einkauf einladen. Für das leibliche Wohl sorgen die englischen und spanischen Restaurants, die dort Fish and Chips, Paellas, britisches Bier oder spanischen Rotwein servieren.

Die Besucher kommen von allen Teilen der Welt entweder über den Landweg, mit dem Kreuzfahrtschiff oder sogar mit dem Flugzeug auf die Halbinsel. Sehr skurril ist dabei die Anreise mit dem Flugzeug. Gibraltar besitzt nur eine einzige Start- und Landebahn, die auch noch von einer Straße durchkreuzt wird.
Zur Entdeckung der Insel stehen zahlreiche Taxis zur Verfügung, die die Touristen zu den Attraktionen wie den Upper Rock fahren. Wer den Felsen lieber individuell erkunden möchte, kann auch die Seilbahn nutzen. Diese befördert seine Gäste vom botanischen Garten Almeda Park aus alle zehn Minuten innerhalb von sechs Minuten auf den Gipfel.
Oben angekommen trifft man auch gleich auf die größte Sehenswürdigkeit Gibraltars, die Berberaffen. Diese sind die Einzigen in Europa freilebenden ihrer Art und sorgen für so manchen Schabernack mit den Touristen. Hier sollte man wirklich vorsichtig sein und seine Habseligkeiten immer im Auge behalten.
Des Weiteren beherbergt der Kreidefelsen mehrere Tropfsteinhöhlen wie z. B. die St. Michael`s Cave. In dem Höhlenkomplex, dass seit 2016 zum UNESCO Weltkulturerbe gehört, lebten die letzten Neandertaler Europas.



Ein kurzer Blick in die Geschichte

Die Geschichte Gibraltars lässt sich bis vor etwa 28000 Jahren hin zurückverfolgen. Aus dieser Zeit gibt es gesicherte Spuren, die auf eine Besiedlung der Gorham-Höhle durch die Neandertaler, verweisen. Die Höhlen von Gibraltar gelten seither als die letzten Rückzugsgebiete der Neandertaler in Europa.
Um das Jahr 711 wurde die Halbinsel durch die Mauren eingenommen, deren Herrschaft bis zum Ende der Reconquista im Jahre 1492 andauerte. Während dieser Zeit entstand auch die erste Festung (ca. 1160) auf Gibraltar, die in den folgenden Jahrhunderten mehrfach ausgebaut wurde und heute als Moorish Castle bekannt ist.
Infolge des Spanischen Erbfolgekrieges gelang es England 1704 Gibraltar zu erobern und gilt seit 1713 durch den Vertrag von Utrecht als britisches Überseegebiet.
In den nächsten Jahrhunderten wurde der Felsen immer wieder hart umkämpft. Um die Halbinsel zu schützen, wurde sie als Festung ausgebaut. Zu ihnen gehören auch die Tunnel, von denen es über 50 km im Inneren des Felsens gibt.
Trotz des Vertrages von Utrecht versuchte die spanische Regierung immer wieder die nunmehr britische Kolonie zurückzuerlangen. Bereits 1704, 1727 und von 1779-1783 wurde dies mit militärischen Mitteln erfolglos versucht.
Im 19. Jahrhundert gab es keine weiteren militärischen Aktionen, da die weltweite politische und militärische Dominanz Großbritanniens, ein weiteres militärisches Vorgehen aussichtslos erscheinen ließ.
Erst der spanische Diktator Francisco Franco unternahm in den 1950er Jahren neue Versuche Gibraltar zu annektieren, wobei er auch den spanischen Exilpräsidenten Claudio Sanchez Albornoz auf seiner Seite hatte.
Als auch dies nicht gelang, versuchte es die spanische Regierung durch verschiedene Repressionen, sich der Halbinsel wieder habhaft zu werden. Darunter zählt u. a. die jahrelange komplette Schließung der Grenze, die vom 9.6.1969 bis zum 4.2.1985 andauerte.
Auf der anderen Seite fanden in den Jahren 1967 und 2002 zwei Volksabstimmungen statt, in denen sich die Einwohner Gibraltars klar und deutlich zum britischem Königshaus bekannten.

 


 

Sehenswürdigkeiten

Der Felsen von Gibraltar

Der Felsen von Gibraltar ist ein monolithischer Kalksteinfelsen, der den größten Teil der Halbinsel einnimmt. Sein höchster Punkt liegt 426 m über dem Meeresspiegel und befindet sich am Südende der Halbinsel, der zugleich in die Wasserstraße von Gibraltar hineinragt.
Am Osthang des Felsens ist es steil und sandig. Die Vegetation ist hier sehr spärlich und erinnert eher an eine Wüste. Die West- und Südseite sind dagegen deutlich flacher abfallend und recht üppig und dicht mit Pflanzen bewachsen.
Dank seiner Lage zwischen dem Mittelmeer und dem Atlantik sowie Europa und Afrika, war er jahrhundertelang hart militärisch umkämpft. Selbst in der Antike spielte er eine bedeutende Rolle, als „Säule des Herakles“ stützte er das Himmelszelt und markierte das Ende der damaligen Welt.
Noch heute sind mit dem Great Siege Tunnels, der Ibrahim-al-Ibrahim Moschee, der römisch-katholischen Wallfahrtskirche und dem Europa Point die unterschiedlichen Zeugnisse der Zeitgeschichte zu sehen, die Gibraltar zu einer besonderen Touristenattraktion werden ließen.
Die größte Attraktion, sind aber sicherlich die Berberaffen, die auf dem seit 1993 zum Naturschutzgebiet erklärten Felsen leben. Sie gelten als eine Besonderheit in Europa, da Gibraltar der einzige Ort des alten Kontinents ist, in denen Affen in freier Wildbahn vorkommen. Über ihre Herkunft gibt es nur Vermutungen, die allerdings bis heute nicht bestätigt werden konnten. Die erste These besagt, dass die Affen durch die St. Michael´s Cave, einer Tropfsteinhöhle, von Afrika nach Europa gelangten. Die zweite Variante geht davon aus, dass sie einem afrikanischen Tiertransport nach Spanien entflohen sind und auf dem Gibraltar Felsen ihr neues Leben begannen.
Auf jeden Fall haben die Affen noch heute eine wichtige Bedeutung für die Einwohner, besagt doch ein altes Sprichwort: „Dass die Briten nur so lange den Felsen besetzen, wie die Affen hier sind“. Dementsprechend werden sie nicht nur von den Touristen gehegt und gepflegt, sodass sie mittlerweile jeden Respekt vor den Menschen verloren haben. Dies nutzen die „kleinen Biester“ auch schamlos aus. Sie verrichten auf Fußwegen und Kühlerhauben ihr „Geschäft“ und stürzen sich auf alles, was sich ihnen nähert.
Um den Felsen zu erklimmen gibt es gleich mehrere Wege. Der beschwerlichste ist der Fußweg, der auch für geübte Wanderer sehr sportlich ist. Am bequemsten ist es mit den Taxis der verschiedenen Reiseunternehmen, die zugleich sämtliche Touristenattraktionen ansteuern. Die letzte Variante ist das Cable Car, einer Seilbahn, die die Touristen auf den Gipfel befördern.
Wie auch immer man auf die Höhen des Felsens gelangt, ein fantastischer Ausblick ist die Belohnung.



St. Michael´s Cave

Die St. Michael´s Cave ist die spektakulärste Tropfsteinhöhle, von über 150 Höhlen, die inmitten des berühmten Felsens von Gibraltar entdeckt wurde. Sie liegt ca. 300 m über dem Meeresspiegel und lockt pro Jahr über eine Million Besucher an.
Entstanden sind die Höhlen durch versickerndes Regenwasser, dass sich über die Jahrtausende hinweg, im porösen Kalkstein seinen Weg suchte. Die dadurch entstandenen Höhlen wurden bereits von den Neandertalern bewohnt. Archäologische Funde weisen darauf hin, dass die Höhlen bereits vor 40000 Jahren das erste Mal von Menschen betreten wurden. Die ersten archäologischen Funde stammen vom britischen Gouverneur Captain Brome aus dem Jahre 1867, der eine Vielzahl an Steinäxten, Pfeilspitzen, Tonscherben sowie Schmuck aus Muscheln und Knochennadeln entdeckte. Auch in einigen Schriften der „Alten Völker“ wie den Römern, Griechen und Phöniziern wurden die Höhlen bereits erwähnt.
Heutzutage werden die Tropfsteine der St. Michael´s Cave durch farbiges Licht in Szene gesetzt. Auf Schildern wird zudem die Entstehungs- und Entdeckungsgeschichte der Höhle ausführlich erklärt. Den Höhepunkt bildet der „Cathedral Cave“. Sie ist die größte Halle der Höhle, in der sich eine steinerne Bühne mit 100 Sitzplätzen befindet, in der klassische oder moderne Konzerte stattfinden.


 

Europa Point

Der Europa Point ist die südlichste Ecke der Landzunge von Gibraltar und befindet sich unterhalb des berühmten Affenfelsens. Zugleich ragt er in die Wasserstraße von Gibraltar und fällt sowohl von der Land- als auch von der Seeseite sofort ins Auge. Seine besondere Lage war jahrhundertelang von großer nautischer und strategischer Bedeutung, da man von hier aus die Passage zwischen Mittelmeer und Atlantik sowie den Übergang vom nordafrikanischen zum südeuropäischen Festland kontrollieren konnten.
Noch heute bietet der Europa Point eine faszinierende Sicht über die Meerenge von Gibraltar hinweg bis nach Nordafrika, Marokko, dem spanischen Ceuta und natürlich der Bucht von Gibraltar selbst.
Zu den bekanntesten Bauwerken der Landzunge gehören der Leuchtturm Europa Point Lighthouse, die Ibrahim-al-Ibrahim Moschee sowie die römisch-katholische Wallfahrtskirche „Heiligtum Unserer Lieben Frau von Europa“.
Die Geschichte der Kirche reicht bis zum Jahr 711 zurück, als die Araber mit der Eroberung der iberischen Halbinsel begannen und eine maurische Moschee errichteten. Während der Reconquista bis zur britischen Eroberung diente sie als katholische Kirche und wurde danach auch militärisch genutzt. Seit 1967 ist sie wieder eine Kirche und ein Nationales Heiligtum.
Der Leuchtturm Europa Point Lighthouse wurde zwischen 1838 und 1841 gebaut. Im Jahre 1994 wurde er komplett automatisiert und wirft seit dem einen Lichtkegel, der noch in einer Entfernung von über 27 km zu sehen ist.
Gleich neben dem Leuchtturm steht die Ibrahim-al-Ibrahim Moschee. Sie war ein Geschenk von König Fahd von Saudi-Arabien und entstand zwischen 1995-1997.
Um die touristische Attraktion des gesamten Europa Point Areals zu erhöhen, wurden 2011 aufwendige Umgestaltungsmaßnahem durchgeführt.



Great Siege Tunnels

Bei den Great Siege Tunnels handelt es sich um eine massive Tunnelanlage, die gegen Ende der Großen Belagerung Gibraltars von 1779-1783, im Felsen errichtet wurde. Durch ihre komplexe Bauweise diente sie den Briten vornehmlich zur Verteidigung und machte die Halbinsel dadurch uneinnehmbar. In einer vorgelagerten Stellung auf der Nordseite wurden zudem Lüftungsöffnungen in den Verbindungstunnel geschlagen und mit Kanonen ausgestattet. Damit konnte die britische Artillerie ihre gegnerischen Truppen auch unter Beschuss nehmen, wenn sie sich in den toten Winkeln bewegten. Während des 2. Weltkrieges wurden die Tunnel weiter ausgebaut und mit noch stärkeren Kanonen bestückt.
Heutzutage sind sie eine Touristenattraktion, die komplett begehbar ist. Am Ende des Tunnelsystems gelangt man zur großen St. Georg Hall, in der mehrere echte Kanonen bestaunt werden können. Zugleich bietet sie eine außergewöhnliche Aussicht über die Bucht von Gibraltar und Südspanien.

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