Allgäu- und Bodenseeregion allgemein
Geografische Lage
Der Allgäu und die Bodenseeregion sind eine Landschaft in Deutschland, die keine streng definierten Begrenzungen haben, sich teils überlappen und oft fließend in die benachbarten Landschaften übergehen.
Dies zeigt sich unter anderem im Westallgäu, der zum größten Teil zu Baden-Württemberg gehört, aber auch aus Teilen des bayerischen Landkreises Lindau besteht.
Der bayrische Landkreis Oberallgäu und die südlichen Teile des Landkreises Ostallgäu hingegen bilden den Kern des Allgäus.
Das ursprüngliche Allgäu erstreckt sich wiederum südlich von Kempten zwischen Scheidegg, Oberstaufen, Immenstadt, Sonthofen und Obersdorf bis nach Bad Hindelang.
Wie schon erwähnt gibt es keine einheitliche geografische Begrenzung, was viele Gemeinden für ihre touristische Attraktivitätssteigerung nutzen um mit dem Namenszusatz Allgäu als Bezeichnung zu werben. Die Marke Allgäu steht dabei für ein großes Gebiet, welches mit seinen gebirgigen Landschaften punktet.
Die Bodenseeregion erstreckt sich rund um den Bodensee und gehört zum Dreiländereck Deutschland, Österreich und der Schweiz. Er ist der größte See im deutschsprachigem Raum und besteht aus dem Ober- und dem Untersee.
Die südliche Grenze des Obersees bilden die bayrische Stadt Lindau sowie das österreichische Städtchen Bregenz.
Ab dem letzten Drittel, auf der Höhe von Konstanz und Meersburg, teilt sich der Bodensee in zwei Arme. Auf der Konstanzer Seite beginnt jetzt der Untersee, dessen Region bis zu den schweizerischen Rheinfällen in Schaffhausen reicht.
Der andere Arm ist der zum Obersee gehörende Überlinger See, der von der gleichnamigen Stadt bis nach Bodman-Ludwigshafen führt.
Geschichte
Mehrere Funde im Kleinwalsertal lassen vermuten, dass der Allgäu bereits während der Steinzeit besiedelt war. Dies gilt aber nur für den Allgäu und nicht für die angrenzende Bodenseeregion. Dort gibt es diesbezüglich keine Funde, die für eine früherer Besiedlung sprechen, was an dem Rheingletscher gelegen haben könnte, der die Bodenseeregion lange Zeit bedeckte.
Kleinere Fundstellen von Steinwerkzeugen belegen aber, das in der Mittelsteinzeit (8000-5500 v.Chr.) Jäger und Sammler die Region aufgesucht haben müssen, ohne sie aber zu besiedeln.
Eine erste Uferrandbesiedlung des Bodensees fand erst während der Jungsteinzeit und der Bronzezeit (bis 800 v.Chr.) statt. Größere Spuren davon lassen sich am Überlinger See, an der Konstanzer Bucht und am Obersee nachweisen.
Um das Jahr 15 v.Chr. besetzten die Römer die gesamte Region und kolonisierten sie. Die Hauptstadt ihrer neuen Provinz nannten sie Augusta Vindelicorum, welche heute noch unter dem Namen Augsburg bekannt ist. Außerdem bauten sie eine Schnellstraße, die von Norditalien bis nach Augsburg führte, die Via Augusta.
Nach dem Rückzug des römischen Reiches zu Beginn des 3. Jahrhunderts besiedelten allmählich die Alemannen die Region.
Im 7. Jahrhundert übernahmen dann die Franken die Herrschaft und reorganisierten das gesamte Gebiet. Dabei wurden die einheimischen Fürsten entmachtet und durch ihre eigenen Stammesherzöge ersetzt. In dieser Zeit taucht auch erstmals der Name Allgäu auf. 817 wird in einer Urkunde eines Klosters von albigauge gesprochen, was so viel wie „Flussniederung in den Bergen“ bedeutet. Gemeint war damit ein Gebiet zwischen Sonthofen und Oberstaufen, aus dem sich langsam der Begriff Allgäu entwickelte.
Im Jahre 1524 brach ein Bauernaufstand im Kemptener Gebiet aus, der sich über ganz Süddeutschland mit Ausnahme von Bayern hinzog. Grund dafür war die große Unzufriedenheit der Bauern, deren Lebensstandard durch die höher werdenden Abgaben an die Klöster und Adligen, sich immer weiter verschlechterte. Stellvertretend durch den Memminger Kürschner Sebastian Lotzer forderten die Bauern Anfang 1525 in den „Zwölf Artikeln der Bauernschaft“ rechtliche, wirtschaftliche, soziale und kirchliche Reformen, die heute als die erste Niederschrift von Menschenrechten in Europa gelten. Trotz großem Widerstandes wurde der Aufstand 1525 blutig niedergeschlagen, der das ganze Allgäu zerstörte. Bei diesem Krieg sind schätzungsweise 100000-200000 Bauern ums Leben gekommen.
Auch der Dreißigjährige Krieg von 1618-1648 brachte viel Elend, Plünderungen und Zerstörungen über das Allgäu und die Bodenseeregion.
Mit Beginn des 19. Jahrhunderts begann durch Napoleon die Neuordnung Europas. Mit der Neuordnung war auch die Herrlichkeit der Klöster und der freien Reichstädte vorbei. Infolgedessen wurden große Teile der Region dem Königreich Bayern zugeschrieben, was nicht allen Allgäuern gefiel. In den darauffolgenden Jahre, bis 1816, entstanden die neuen Grenzen, die bis heute noch ihre Gültigkeit haben.
Natur
Flora
Die Natur des Bodensees ist seit dem 19. Jahrhundert durch Rodungen und die Bebauung zahlreicher Uferteile stark beeinflusst worden. Trotz allem gibt es auch am Bodensee einige naturnahe Bereiche und Naturschutzgebiete die zum Teil renaturiert wurden. Diese weisen einige Besonderheiten auf, wie z.B. das Bodensee Vergissmeinnicht, dessen Vorkommen auf Kalkschotter-Strände beschränkt ist. Weitere Pflanzenarten, die hier vorkommen, sind neben der großen Waldlandschaft am Bodanrück, die Knabenkraut-Arten sowie der Lungen-Enzian.
Als besonders artenreich gelten auch die Allgäuer Hochalpen, die sogar das artenreichste Gebirge Deutschlands sind. Seit 1992 ist es zudem als Naturschutzgebiet ausgewiesen, das mit einer Fläche von rund 21000 ha das größte Naturschutzgebiet in Schwaben sowie eines der größten in der Bundesrepublik ist.
Hoch oben in den Alpen gibt es viele Pflanzenarten, die es so im europäischen Flachland nicht mehr gibt. Dies liegt an den besonderen Lebensbedingungen, denen die Pflanzen auf den verschiedenen Gebirgshöhen ausgesetzt sind. Einen Teil dazu bei trägt auch das wechselhafte Kima der Alpen, welches mit seinen starken Temperaturschwankungen, den unterschiedlichen Niederschlagsmengen sowie der ungleichen Sonneneinstrahlung, den Artenreichtum regional sehr verschieden beeinflusst. Die Alpenpflanzen entwickelten dabei einen sehr speziellen Mechanismus, der es ihnen überhaupt erst ermöglichte, mit diesen harten klimatischen Bedingungen zurechtzukommen. Beispiele dafür sind der Zwergwuchs der Pflanzen, ihre fleischigen Blätter oder Stängel sowie das frühe und intensive Blühen. Zu den typischen Pflanzenarten gehören die Alpenblumen und Zwergsträucher. Weitere Vertreter sind die verschiedenen Enzian-Arten, das Alpenglöckchen, das Edelweiß oder die Latschenkiefer.
Fauna
Die Fauna der Alpen entspricht in den tieferen Lagen weitgehend der des umliegenden Tieflandes. Die typischen Alpentiere leben vor allem oberhalb der Baumgrenze, darunter Gämse, Schneemaus, Alpensteinbock und Murmeltier. Auch viele Vögel sind hier heimisch. Die größten Vertreter ihrer Art sind die Alpendohle, die Ringdrossel, der Kolkrabe, das Alpenschneehuhn oder der Steinadler.
Noch mehr Vögel sind am Bodensee zu Hause. Hier wurden bisher 412 Arten nachgewiesen. Die häufigsten Brutvogelarten am Bodensee sind neben der Amsel, der Buchfink, der Haussperling, die Kohlmeise, der Star, der Grünfink, das Rotkehlchen und die Blaumeise.
Hinzu kommen die typischen Wasservögel wie Löffelente, Schellente, Gänsesäger, Graureiher, Reiherente und Stockente.
Im Winter ist der Bodensee ein wichtiges Überwinterungsgebiet für jährlich über 250.000 Vögel. Zu den bekanntesten Vertretern zählen der Alpenstrandläufer, der Große Brachvogel und der Kiebitz.
Neben der Vogelwelt ist der Bodensee auch für seinen Fischreichtum bekannt. Nicht weniger als 45 Fischarten kommen im Bodensee vor, darunter so besondere Fische wie Felchen und Seesaibling. Weitere Fischarten sind Hecht, Zander, Aal, Rotfeder, Schleie, Seeforelle sowie Wels und Stör.
Gebirge und Gewässer
Die Landschaft des Allgäus aber auch Teile des Bodensees werden überwiegend durch ihre Gebirge geprägt. Speziell der Süden weist einen starken alpinen Charakter auf. Im südlichen Osten kommt noch ein kleiner Anteil vom Ammergebirge und im Westen vom Bregenzerwald hinzu.
Die höchsten Gipfel befinden sich im zentralen Hauptkamm der Allgäuer Alpen und liegen zum Teil direkt auf der deutsch- österreichischen Grenze. Einer von ihnen ist die Hochfrottspitze, der mit seinen 2659 m, der höchste deutsche Gipfel sowie der insgesamt drittgrößte Allgäuer Gipfel überhaupt ist. Höher sind nur noch der Große Krottenkopf mit einer Höhe von 2657 m sowie das Hohe Licht mit 2652 m, die aber zu Tirol gehören.
Sehr beliebt bei Wanderer und Wintersportler sind zudem die Allgäuer Voralpen, zu denen im Westen die Nagelfluh-Schichtkämme und im Osten der Grünten und das Wertacher Hörnle gehören.
Ebenso beliebt ist das Nebelhorn, einer der bekanntesten Berge des Allgäus. Aufgrund seiner guten Erreichbarkeit über eine Seilbahn, ist auch er ein beliebter Ausgangspunkt für viele Bergtouren.
Neben den Gebirgen spielen auch die Bäche, Flüsse und Seen eine wichtige Rolle. Grund dafür ist die Europäische Hochwasserscheide, die mitten durch das Allgäu verläuft. Diese ist ein Teil der Fließgewässer, dessen Flüsse und Bäche über den Bodensee und den Rhein bis in die Nordsee, oder Richtung Osten, bis ins Schwarze Meer fließen.
Der Bodensee spielt dabei eine zentrale Rolle, der neben dem Rhein auch von vielen kleineren Zu- und Nebenflüssen gespeist wird. Zu den bedeutendsten gehören die Dornbirner Ach, die Bregenzer Ach, die Leiblach, der Argen, der Schussen, die Rotach, die Seefelder Aach, die Stockacher Aach, die Salmsacher Aach, die Aach (bei Arbon), die Steinach, die Goldach und der Alter Rhein.
Abseits des Bodensees gibt es noch viele weitere kleinere und größere Seen, die während der letzten Eiszeit entstanden sind. Die bekanntesten sind der Große Alpsee bei Immenstadt und der Hopfensee im Ostallgäu. Dazu gesellen sich einige künstlich angelegte größere Seen wie der Forggensee, der Rottachsee und der Grüntensee.
Sehenswürdigkeiten
Das Allgäu und die Bodenseeregion zählen das ganze Jahr über zu den beliebtesten Urlaubsregionen Deutschlands. Dazu tragen auch die zahlreichen Sehenswürdigkeiten bei, die die Regionen zu bieten haben. Die landschaftliche Schönheit mit ihren Bergen, Seen und Naturdenkmälern spielt dabei sicherlich eine wesentliche Rolle, aber auch die vielen kultur- und kunsthistorischen Sehenswürdigkeiten.
Insbesondere die Allgäuer Alpen sind sowohl im Winter als auch im Sommer ein beliebtes Ziel für Wanderer und Wintersportler. Bergbahnen, z.B. auf den Tegelberg oder den Breitenberg, auf das Nebelhorn, den Hochgrat oder das Fellhorn, ermöglichen es auch Nicht-Alpinisten, die hochalpine Bergwelt zu erkunden.
Weniger anstrengend sind Wanderungen durch die Breitachklamm bei Oberstdorf, die Starzlachklamm bei Burgberg, die Sturmannshöhle bei Obermaiselstein, die Scheidegger Wasserfälle oder den Eistobel bei Isny.
Zu den bekanntesten kulturellen Sehenswürdigkeiten zählen das Schloss Neuschwanstein und das benachbarte Schloss Hohenschwangau im Allgäu sowie Schloss Salem, die Burg Meersburg, das Zeppelin Museum, das Seemuseum (Kreuzlingen), das Jüdische Museum Hohenems, die prähistorischen Pfahlbauten in Unteruhldingen und die UNESCO-Welterbestätte Insel Reichenau im Bodensee.
Sehenswert sind auch die Allgäuer Städte Wangen, Isny und Füssen sowie die Bodenseestädte Konstanz, Überlingen, Meersburg, Friedrichshafen, Lindau und Bregenz.
Tourismus und Unterkünfte
Neben den Sehenswürdigkeiten wird auch die Vielfalt der Region geschätzt, die vor allem Sportlern unzählige Aktivitäten bietet. Ob Skifahren im Winter oder Wandern, Radfahren oder Mountainbiken im Sommer, für jeden Geschmack ist etwas dabei.
Insbesondere das Allgäu ist eines der größten Wintersportzentren Deutschlands, das neben alpinem Skisport in den Bergen auch Langlauf auf einem weit verzweigten Loipennetz ermöglicht.
Im Sommer stehen Wandern, Radfahren und Mountainbiken im Vordergrund. Sehr beliebt bei Wanderern ist der Bodensee-Rundwanderweg, der durch Deutschland, Österreich und die Schweiz führt. Auch Radfahrer sind auf diesem Weg anzutreffen, weichen aber teilweise auf den etwas anders geführten Bodensee-Radweg aus. Beide Routen sind zudem Teil eines weit verzweigten Fernwander- und Fernradwegenetzes, dass in viele weitere interessante Regionen führt.
Viele Hotels, Appartements und Ferienwohnungen haben sich auf die individuellen Wünsche ihrer Gäste spezialisiert. Einige von ihnen bieten auch geführte Bodensee-Radtouren an. Diese werden von erfahrenen Guides begleitet, die auch viel Wissenswertes über die Region vermitteln. Das Gepäck wird dabei meistens auf Wunsch von einem Begleitfahrzeug zur nächsten Übernachtung gebracht.
Gastronomie
Die traditionelle Allgäuer Küche und die ursprüngliche badische Küche gelten als eine der besten in Deutschland und unterscheiden sich nur in kleinen Nuancen voneinander. Im Mittelpunkt der Gerichte stehen Zutaten, die in der Region seit jeher in ausreichender Menge vorhanden sind. Das waren vor allem Eier, Milch, Mehl und Sauerkraut sowie Kräuter und Gemüse, die in den heimischen Bauerngärten wuchsen. Daraus wurden so leckere Spezialitäten wie Dinnele, eine schwäbische Variante des Flammkuchens, und Spätzle in allen Variationen zubereitet.
Eine Besonderheit des Allgäus ist der Allgäuer Bergkäse, dessen Bezeichnung sogar geschützt ist. Seine Besonderheit liegt in der Rohmilch, die von Kühen stammt, die mit Bergkräutern gefüttert werden, was ihm einen nussig-milchigen Geschmack verleiht.
Ein Stück bayerischer Lebenskultur, aber auch eine Art Allgäuer Nationalgericht ist die Brotzeit. Sie besteht aus Wurst, Käse und deftigem Brot oder Brezen und ersetzt manchmal das warme Mittagessen. Wahlweise werden auch Weißwürste oder gebratener Leberkäse serviert.
Ein kulinarischer Höhepunkt am Bodensee sind Seeforellen, Lachse und Schleie, die meist fangfrisch auf die Teller der Gäste kommen.