Thüringen Allgemein

Geografische Lage

Thüringen ist ein Bundesland in der Mitte von Deutschland. Durch den Thüringer Wald, dem Schiefergebirge, dem Harz und die Rhön wird es auch gerne als das „Grüne Herz von Deutschland“ bezeichnet, indem rund 2,1 Millionen Einwohner auf einer Fläche von ca. 16000 km² leben. Es gehört damit zu den kleineren Ländern der Bundesrepublik, welches sich nach der Bevölkerungsstruktur als zwölftgrößtes, und nach der Fläche als elftgrößtes Bundesland einordnet.
An jenes grenzen die Nachbarländer Sachsen im Osten und Südosten, Sachsen-Anhalt im Norden und Nordosten, Niedersachsen im Nordwesten, Hessen im Westen sowie der Freistaat Bayern im Süden.
Wirtschaftlich wird das Bundesland von kleineren Unternehmen dominiert, deren Haupteinnahmequelle in der Landwirtschaft und im Fremdenverkehr liegen. Größere Unternehmen findet man überwiegend in Erfurt, Jena und Eisenach. Dort spielen vor allem Opel und Bosch in Eisenach sowie Zeiss, Jenoptik sowie Schott in Jena eine führende Rolle. Erfurt ist durch seine Strukturen ein wichtiges Wirtschaftszentrum des Landes.



Geschichte

Der Stamm der Thüringer bildete sich während der Völkerwanderung. Die erste Erwähnung der „Toringi“ stammt vom Ende des 4. Jahrhunderts. Etwas später gründeten die Thüringer ein Königreich, welches sich im Thüringer Becken entlang der Unstrut befand. Dieses existierte bis 531 und wurde durch die Franken mithilfe der Sachsen zerschlagen, in deren Folge das Gebiet westlich der Saale ins Fränkische Reich eingegliedert wurde.
Um 620 kamen die Merowinger an die Macht und gründeten das Herzogtum Thüringen, welches bis ins späte 8. Jahrhundert bestand hatte.
Im 10. Jahrhundert machten die sächsischen Ottonen das Gebiet an der unteren Unstrut zu einem Zentrum des Römischen Reiches. Die größte Macht in jener Zeit war die Grafschaft Weimar.
Ludwig der Springer ließ im Jahre 1067 die Wartburg errichten. Seine Nachkommen wurden 1131 zu Landgrafen von Thüringen ernannt, unter denen sich die Region zu einem Zentrum der deutschen Kultur des Hochmittelalters entwickelte. 1247 starb das Landgrafengeschlecht aus und es begann der thüringisch-hessische Erbfolgekrieg. Dieser endete 1264 mit dem Sieg der Wettiner, die große Teile des Landes in ihren Staat integrierten. Die Wettiner Herrschaft hielt fast 700 Jahre und endete erst mit der Abschaffung der Monarchie in Deutschland im Jahre 1918.  
Am Anfang des 16. Jahrhunderts rückte Thüringen ins Zentrum der deutschen Politik. Dies war die Zeit von Martin Luther, der zunächst an der Universität Erfurt studierte und dann am 31.10.1517 seine 95 Thesen gegen den Ablasshandel an die Schlosskirche zu Wittenberg nagelte, was zugleich der Beginn der Reformation war. Daraufhin wurde er vom sächsischen Kurfürst Friedrich dem Weisen auf der Wartburg versteckt, wo er an der Bibelübersetzung ins Deutsche arbeitete. 1525 begann als Folge der Reformation der Bauernkrieg, der mit Thomas Müntzer einen starken Anführer hatte.
Ein Zentrum der deutschen Kultur wurde Thüringen erst ab 1780 wieder. Die regierende Herzogin Anna Amalia und ihr Sohn Karl August riefen Dichter wie Johann Wolfgang von
Goethe oder Friedrich Schiller an ihren Hof und etablierten die Weimarer Klassik als
deutsche Version der klassischen Literaturbewegung. An der Universität Jena bildete sich in dieser Zeit ein Zentrum der deutschen Philosophie, zu denen so bekannte Philosophen wie Johann Gottlieb Fichte, Friedrich Wilhelm Joseph Schelling und Georg Wilhelm Friedrich Hegel gehörten.
Die kulturelle Blüte setzte sich auch in den folgenden Jahrzehnten fort, in der 1817 die Allgemeine Deutsche Bildungsanstalt, eine moderne Schule in Rudolstadt, entstand. Im Jahr 1820 wurde zudem die Gothaer Versicherung gegründet und sechs Jahre später, 1826, gründete Joseph Meyer in Gotha das Bibliografische Institut, den Herausgeber von Meyers Konversations-Lexikon. Auch der Herausgeber der Brockhaus Enzyklopädie hatte in Altenburg zwischen 1811-1818 seinen Sitz im Osten Thüringens. Das Jahr 1840 gilt als Geburtsjahr des ersten deutschen Kindergartens, der durch Friedrich Fröbel in Bad Blankenburg entstand.
1869 gründeten August Bebel und Wilhelm Liebknecht in Eisenach die Sozialdemokratische Arbeiterpartei, aus der 1875, nach der Fusion mit dem Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein, die SPD hervorging.
Nach der Novemberrevolution 1918 dankten die Thüringer Monarchen ab und machten den Weg frei zur Gründung eines einheitlichen Staates in Thüringen. Dieser wurde am 1.5.1920 als Land Thüringen gegründet und umfasste die ehemaligen Staaten Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Gotha, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg, Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen und dem Volksstaat Reuß. Der ehemalige Freistaat Coburg schloss sich Bayern an.  Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 in Deutschland wurde das Land Thüringen wieder aufgehoben.
Den 2. Weltkrieg überstand Thüringen vergleichsweise unbeschadet. Größere Schäden erlitt nur die Stadt Nordhausen, die in der Nacht vom 3. auf den 4.4.1945 durch britische Luftangriffe fast völlig zerstört wurde. Kleineren Bombardements waren auch Erfurt, Gera, Jena, Weimar und Eisenach ausgesetzt. Am 1. und 16.4.1945 gelangte Thüringen in die Hände der Amerikaner, die das Land am 1.7.1945 an die sowjetische Militärverwaltung übergaben. Dadurch gelangte Thüringen in die am 7.10.1949 gegründete DDR, die das Land Thüringen 1952 auflöste und in die neugegründeten Bezirke Erfurt, Gera und Suhl aufteilte.
Erst durch den Fall der Mauer im November 1989 und der deutschen Wiedervereinigung am 3.10.1990 wurde der Freistaat Thüringen wiedergeründet. Am 10.1.1991 entschied der Landtag über die künftige Landeshauptstadt, für die sich Erfurt, Gera, Jena, Weimar und Nordhausen beworben hatten. Von den 88 Abgeordneten stimmten dabei 49 für Erfurt, 25 für Weimar, 10 für Gera und die restlichen 4 Stimmen entfielen auf Jena.      

Natur

Durch den vielgestaltigen Untergrund und dem Einfluss der Mittelgebirge weist Thüringen eine sehr vielfältige Flora und Fauna auf, die sich überwiegend der deutschen Kulturlandschaft angepasst haben. Die größte Vegetation besteht aus Wäldern und von Menschen kultivierte Äcker und Wiesen. Etwa ein Drittel der Landfläche ist von Wald bedeckt. Damit zählt Thüringen zu den waldreichen Bundesländern. Am weitesten verbreitet sind die Buchenwälder. In den trockenwarmen, kontinental geprägten Gebieten des Thüringer Beckens findet man auch die Traubeneiche, die Hainbuche und die Winterlinde. Der Bergahorn und die seltene Weißtanne wachsen neben der Rotbuche in den Mittelgebirgen. Reine Fichten-Buchenwälder gibt es in den Höhenlagen des Thüringer Waldes und des Thüringer Schiefergebirges.
Neben den Wäldern ist auch die Strauch- und Krautschicht sehr artenreich vertreten. Zu ihnen gehören der Weißdorn, das Geißblatt, der Schneeball, der Kreuzenzian, das Kleine Birnkraut, die Schlüsselblume sowie die verschiedensten Orchideenarten.
An den Fußzonen der Südhänge haben sich viele wärmeliebende Pflanzen angesiedelt, deren Hauptverbreitungsgebiet normalerweise Südosteuropa ist. Hier zu nennen sind unter anderem das Adonisröschen, das Haarpfriemgras, die Zottige Fahnenwicke, die Echte Kuhschelle und der Steppensalbei.

Thüringens Wälder bilden auch den Lebensraum zahlreicher Tierarten. Am meisten verbreitet sind Rehe, Hirsche, Wildschweine sowie Mufflons und Füchse. Während die Wildkatze im Nationalpark Hainich ihr Habitat gefunden hat, streift im Norden des Harzes gelegentlich ein Luchs durchs Land. Seit einigen Jahren sind in Thüringen auch immer mal wieder Wolfssichtungen vorgekommen.
In den Naturschutzgebieten trifft man auf selten gewordene Vogelarten wie das Birkhuhn, den Schwarzstorch oder den Wachtelkönig. Noch seltener ist der Eisvogel. Wesentlich öfter bekommt man einen Bussard oder den Roten Milan zu Gesicht.
Auf den Wiesen dominieren die Schmetterlinge und Käfer, aber auch Eidechsen, Ringelnattern und Blindschleichen sind hier heimisch.



Gewässer und Gebirge

Gemeinsam mit dem Schiefergebirge, dem Frankenwald und dem Fichtelgebirge bildet der Thüringer Wald das Thüringische-Fränkische-Mittelgebirge, deren höchste Erhebung mit 983 m der Große Beerberg im Thüringer Wald ist. Die nächsthöheren Berge sind der Schneekopf mit 977 m, der Große Fichtelberg mit 944 m und der Große Inselberg, der 916,5 m misst. Weiterhin bekannte Berge sind der 861 m hohe Kickelhahn, der Große Hermannsberg mit 867 m, der Ruppberg mit 866 m sowie der Adlersberg mit einer Höhe von 849 m.
Der höchste Punkt von Thüringen befindet sich inklusive der 195 m hohen Sendeanlage auf dem Bleßberg im Landkreis Sonneberg.
Die wichtigsten Flüsse des Landes sind die Werra im Südwesten und die Saale im Osten, die zudem von der Unstrut, der Ilm und der Weißen Elster gespeist wird.   
Größere Standgewässer gibt es in Thüringen nicht, jedoch liegen mit der Bleiloch-Talsperre und der Hohenwarten gleich zwei der größten Stauseen Deutschlands hier. Diese gelten mit ihren idyllischen Buchten und von Burgen gekrönten Felsen als sogenanntes „Thüringer Meer“.



Sehenswürdigkeiten

Thüringen ist eine vielfältige Kulturlandschaft, die sich in den ehemaligen Residenzen widerspiegelt. Ob Burgen, Schlösser, Kirchen, Theater oder Museen, fast überall trifft man auf die Stätten der klassischen Hochkultur.
Die bekannteste Burg ist die Wartburg oberhalb von Eisenach. Sie gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe und war erst der Sitz der Landgrafen von Thüringen und später der Ort, an dem Martin Luther Teile der Bibel ins Deutsche übersetzte. Ein bekanntes Burgenensemble bilden die „Drei Gleichen“. Diese sind schon von weitem sichtbar und befinden sich zwischen Erfurt, Arnstadt und Gotha. Eine von ihnen ist die Mühlburg aus dem Jahre 704, die damit das älteste noch erhaltene Gebäude Thüringens ist. Weiter beliebte Burgen sind die Burg Creuzburg über dem Werratal, die Leuchtenburg bei Seitenroda und die Osterburg bei Weida.
Zur Zeit des Barocks hatte der Schlösserbau seine Blütezeit und es entstanden Residenzen wie die Heidecksburg oder Schloss Friedenstein. Auch Landschlösser wie das Schloss Belvedere, Schloss Tiefurt und das Schloss Ettersburg stammen aus der barocken Zeit des Absolutismus.
Die Zeit der Gotik war durch den Bau großer, repräsentativer Stadtkirchen geprägt. Zu den bedeutendsten Kirchenbauten gehören der Erfurter Dom und die benachbarte Severikirche, die Marienkirche in Mühlhausen, die Marktkirche in Bad Langensalza und die Jenaer Stadtkirche.

Thüringens Städte verfügen auch über eine vielfältige Theaterlandschaft. Die bekanntesten Theater des Landes sind das Nationaltheater in Weimar, das Theater Altenburg-Gera und das Meininger Staatstheater. Weitere traditionsreiche Theater gibt es noch in Arnstadt, Nordhausen, Rudolstadt, Eisenach sowie in Gotha, wo sich mit dem Ekhof-Theater aus dem Jahre 1681, das älteste erhaltene Theater Deutschlands befindet.
Thüringen ist zudem Museumsland, dessen Schwerpunkt in Weimar liegt. Nirgendwo anders gab es so viele klassische Dichter, Musiker und Künstler. Zum Weimarer Weltkulturerbe gehören das Goethe Nationalmuseum sowie Schillers Wohnhaus. Nicht weniger bedeutsam ist das Bauhaus-Museum in der Weimarer Innenstadt.
Auf ein Haus von Nationaler Bedeutung trifft man in Gotha. Das 2013 wiedereröffnete Herzogliche Museum war früher eine ernestinische Hauptresidenz.
An den Deutschen Bauernkrieg erinnert das 1989 eröffnete Panorama Museum bei Bad Frankenhausen.
In Sonneberg wurde bereits 1901 das Deutsche Spielzeugmuseum eröffnet. Es ist damit das älteste sowie eines der größten Spielzeugmuseen der Bundesrepublik.
Über die Geschichte und den Fortschritt im Bereich der Optik berichtet das Optische Museum in Jena.    

 

Unterkünfte und Gastronomie

Thüringens herrliche Landschaft, mit all seinen kulturellen Reizen, ist sowohl für einen Kurztrip, aber auch für einen längeren Urlaub geeignet. Um den Urlaub so angenehm wie möglich zu gestalten, stehen zahlreiche Übernachtungsmöglichkeiten zur Verfügung. Die Angebote reichen vom einfachen Campingplatz über die günstige Jugendherberge, bis zur Pension, Ferienwohnung oder dem Hotel.
Für das leibliche Wohl sorgen die zahlreichen Restaurants in der Umgebung. Die meisten Restaurants bieten dabei die klassische Thüringer Küche an. Diese ist traditionell Fleisch lastig und eher deftig. Die bekannteste Spezialität sind Thüringer Klöße mit Sauerbraten, Rotkohl und ganz viel Soße. Nicht zu vergessen ist die Thüringer Bratwurst oder das Rostbrätel, die gerne mit einem frischen Bier genossen werden. Das Bier ist das bedeutendste Getränk in Thüringen, unter denen vor allem das Köstritzer Schwarzbier bundesweit bekannt ist. Weitere Pilz- und Biersorten werden in den vielen kleinen und mittelständischen Brauereien des Landes produziert und können bei einer Brauereibesichtigung auch gerne vor Ort probiert werden.

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